Marion Küster                        Harald Knepper

Gielenstr. 29                        Florastr. 14

41460 Neuss                        42651 Solingen        

 

 

Konzeption

 

 

 

 

Problemorientierte Gruppenarbeit mit Sexualstraftätern im Rahmen der Bewährungshilfe

 

 

 

 

Über uns:

 

 

Wir sind Dipl.-Sozialarbeiter mit unterschiedlichen Zusatzqualifikationen.

H. Knepper ist zusätzlich Supervisor, hat eine Ausbildung in problemorientierter Gruppenarbeit sowie im Bereich Sozialmanagement und Fortbildungen im Bereich der Familientherapie sowie über Arbeit mit Sexualstraftätern.

M. Küster hat Fortbildungen im Bereich der Familientherapie sowie Arbeit mit Sexualstraftätern.

Wir sind seit 21 Jahren (M. Küster) bzw. seit 23 Jahren (H. Knepper) als Bewährungshelfer tätig.

Zur Zeit arbeitet M. Küster als Bewährungshelferin in Neuss und H. Knepper als Bewährungshelfer in Solingen.

 

Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit dem Problemkreis Sexualstraftaten und Umgang mit den Tätern. Zum einen durch eigene Fortbildung und zum anderen als Bewährungshelfer, die mit den Tätern konfrontiert sind.

Als Bewährungshelfer mussten wir immer wieder feststellen, dass es für den Täterkreis der Sexualstraftäter kaum Therapie- bzw. Behandlungsmöglichkeiten gibt.

 

Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen im Rahmen unserer Tätigkeit zumindest eine problemorientierte Gruppe anzubieten.

Hieraus könnte sich für einen Täter die Motivation entwickeln, eine weitergehende Behandlung durchzuführen.

 

Bei dieser Konzeption orientieren wir uns an dem Konzept der Beratungsstelle Gewalt in Familien des Diakonischen Werkes Düsseldorf. (Arbeit mit sexuellen Mißhandlern, W. Brück).

In dieser Abhandlung finden wir grundsätzliche Aussagen, die auch unserer Vorstellung und unserem Wissensstand in der Arbeit mit Sexualstraftätern entsprechen. Daher haben wir wesentliche Passagen übernommen und z.T. für unser Arbeitsfeld modifiziert.

 

 

 

Grundannahmen

 

·        Wir gehen davon aus, dass der Täter nicht krank sondern selbstverantwortlich für seine Taten ist.

·        Täter sind in der Regel Männer, daher wollen wir eine Tätergruppe einrichten.

·        Unser Angebot richtet sich an Männer, die im Rahmen der Bewährungshilfe betreut werden.

·        Wir verstehen die Täterarbeit als Opferschutz.

·        Sowohl der Bewährungshelfer als auch das Gericht wird über die regelmäßige Teilnahme informiert. Ebenso über die inhaltliche Teilnahme in der Form, dass Mitteilung darüber gemacht wird, ob der Täter sich mit seiner Straftat auseinandersetzt oder lediglich körperlich anwesend ist.

·        Männer mit aktuellen psychischen Erkrankungen sind von der Teilnahme an der Gruppe ausgeschlossen, ebenso Männer die offensichtlich nicht in der Lage sind wegen mangelnder Intelligenz dem Gruppengeschehen zu folgen.

 

·        Aktuelle Rückfalle werden mitgeteilt. Bewährungshelfer, Gericht.

 

·        Allein die Aussetzung der Vollstreckung des Restes oder der gesamten Freiheitsstrafe, bedeutet nicht, dass der Täter seine Tat bearbeitet hat und schon durch Urteil oder Strafverbüßung von weiteren Straftaten in diesem Bereich abgehalten wird.

 

 

 

Zum Täter

 

Sexualstraftäter, sexuelle Misshandler sind in erster Linie Männer, aus diesem Grund wenden wir uns mit unserem Angebot an Männer.

Wir gehen davon aus, dass es kein spezifisches Persönlichkeitsmerkmal gibt, an denen man sie erkennen könnte.

Der Täter kann aus allen Schichten kommen.

 

Unsere Grundannahme ist, dass sexuelle Missbraucher es meisterhaft verstehen, ein perfektes Doppellleben zu führen.

Neben ihrer freundlichen und zugewandten Seite z.B. als Ehemann, Familienvater existiert eine brutale, misshandelnde, verletzende Seite, die verleugnet, bagatellisiert und minimalisiert wird. Diese Seite wirkt oft abgespalten in der Persönlichkeit des Täters und wird oftmals auch vor sich selbst verleugnet. Dies gipfelt oft in der Aussage: „Ich muss es gewesen sein, aber ich war es nicht.“

 

Unsere Annahme ist, dass die Täter schlechte Problemlöser sind. D.h., dass die Tat für sie eine Möglichkeit ist Frustration, Wut, Trauer, Hass, Einsamkeit, Mangel an Selbstwert für einen Moment loszuwerden. Die eigentlichen Probleme, die diese Gefühle ausgelöst haben werden nicht behoben, sondern durch die Tat des sexuellen Missbrauchs wird eine Scheinlösung geschaffen– ähnlich wie bei einem Alkohol- oder Drogenabhängigen.

 

Sexualstraftäter z.B. bei sexuellem Missbrauch von Kindern leben in einem Kreislauf von

 

·        Sexuellen Phantasien über Sex mit Kindern

·        Überwinden von Hemmungen

·        Vorbereiten der Tat und der Manipulation des Opfers und seiner Umgebung

·        Tatdurchführung

·        Aufkommen von Schuldgefühlen

·        Verdrängung und Leugnung von Schuldgefühlen

·        Erneute sexuelle Phantasien und erneute Vorbereitung der Tat.

 

Wir zielen mit unserem Angebot darauf, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

 

Wie eingangs erwähnt, gibt es kein spezifisches Persönlichkeitsmerkmal, dass darauf hindeutet, dass jemand zum Sexualstraftäter wird. In der einschlägigen Fachliteratur (Faller, Finkelhor, Bullens) wird von beitragenden und notwendigen Faktoren gesprochen.

 

 

 

Beitragende Faktoren bei sex. Missbrauch von Kindern:

 

·        Eigener sexueller Missbrauch oder schwere körperliche oder seelische Misshandlung

·        Machtverhältnis Mann/Frau/Kinder

·        Mangel an Impulskontrolle

·        Faktoren auf Seiten des Kindes:
ein einmal missbrauchtes Kind hat ein höheres Risiko, noch einmal missbraucht zu werden

·        Umgebung ist nicht schutzgebend bzw. nicht verfügbar

 

 

Absolut notwendige Faktoren:

 

·        Sexuelle Phantasien über Kinder

·        Hemmungen überwinden (Intern und Extern)

·        Planung und Aufsuchen von Hochrisikosituationen

·        Ausagieren der Gefühle und Phantasien

 

 

Der Täter hat nach unserer Auffassung die alleinige Verantwortung für die Tat. Er hätte jederzeit eine andere Entscheidung als die zur Tat treffen können, denn er muss vier Vorbedingungen erfüllen um tatsächlich zu misshandeln:

 

 

1.      Motivation für die Tat

2.      Überwindung der inneren Hemmung

3.      Überwindung der externen Hemmung

4.      Überwindung des Widerstands des Opfers.

 

 

 

Arbeitskonzept

 

Wie erwähnt soll der Misshandlungszyklus durchbrochen werden.

Der Täter soll erkennen, dass er allein für seine Tat verantwortlich ist, dass er jederzeit sein Verhalten hätte ändern können.

Er soll erkennen, dass seine Phantasie über das Opfer falsch war, dass er es egoistisch für die Befriedigung seiner Erregung benutzt hat, dessen Gefühle missachtet und schwer geschädigt hat.

Der Täter soll lernen eine adäquate Lösung seiner Probleme zu finden, er soll Risikosituationen erkennen und vermeiden. Darüber hinaus wollen wir Kenntnisse über Frauen-, Männer- Kindersexualität vermitteln, um den falschen Phantasien entgegenzuwirken.

Daraus folgt, dass sich unsere Gruppe beschäftigen wird mit:

 

1.      Misshandlungszyklus

2.      Opferempathie (inzwischen nur sehr begrenzt, da wir durch die Arbeit die Rückmeldung erhalten haben, dass die Täter hiermit „nichts anfangen können“.)

 

3.      Rückfallprävention

 

 

 

Misshandlungszyklus

 

Hier geht es um das Verständnis des individuellen Zyklus. Der Straftäter soll einen gefühlsmäßigen Zugang zu diesem Kreislauf bekommen. Er soll erkennen, welche Funktion die Misshandlung als Scheinlösung zur vorübergehenden Spannungsreduktion hat. Er soll erkennen, dass er die Tat bewusst plante, dass er dass Opfer und das Umfeld gezielt manipulierte und dass er seine Hemmungen, die Tat zu begehen, durch kognitive Verzerrungen beiseite schob.

 

 

Opferempathie

 

Hier erarbeitet der Straftäter, dass er sich bisher in egozentrischer Weise nur um die Befriedigung seiner Bedürfnisse kümmerte.

Er hat nicht wahrgenommen, wie das Opfer fühlte bzw. deutete das Verhalten in seinem Sinn um.

Der Täter soll lernen, sich in die tatsächlichen Gefühle des Opfers einzufühlen, damit er dass ganze Ausmaß seiner Tat begreifen kann. Unsere bisherige Erfahrung zeigt, dass dies allerdings keinen effektiven Opferschutz darzustellen scheint. Die Auswirkungen auf die eigene Person des Täters erscheinen hier Erfolg versprechender.

 

 

Rückfallprävention

 

Hier geht es um den Aufbau spezifischer Kontrollmechanismen:

 

·        Konditionierung erwünschter sexueller Erregung

·        Erkennen von Hochrisikosituatonen

·        Aufbau eines internen Frühwarnsystems

·        Aufbau eines externen Hilfsnetzes (Partner, Freunde etc.)

·        Selbsthilfegruppe

 

 

 

 

Gruppenarbeit

 

 

Wir wählen die Arbeit in Gruppen, da wir erwarten, dass in dieser Situation ein „Ausweichen“ des Täters sehr schwer sein wird. Er ist nicht nur mit uns als professionellen Gruppenarbeitern konfrontiert, sondern auch mit den Mittätern als „Fachleuten“, die die Mechanismen des Missbrauchs sehr genau kennen.

Mit der beidgeschlechtlichen Besetzung in der Gruppenleitung haben wir sowohl den weiblichen als auch den männlichen Aspekt vertreten.

 

Maximal sollen 6 Männer an der Gruppe teilnehmen.

 

Die Arbeit ist konfrontativ gedacht. Das bedeutet, dass wir nicht abwarten werden, welche Themen aus der Gruppe benannt werden, sondern dass ganz klar die o.g. Themenkreise bearbeitet werden sollen.

 

 

 

Vorausetzungen für die Gruppenteilnahme

 

 

·        Unterstellung unter einen Bewährungshelfer.

 

·        Voraussetzung für die Teilnahme an der Gruppe ist mindestens ein Teilgeständnis.

·        Keine Hinweise auf psychotische Erkrankung oder hirnorganische Störung

·        Keine Suchtmittelabhängigkeit

 

 

 

In mind. einem  Vorgespräch wird geklärt, ob der Bewerber in die Gruppe aufgenommen wird.

 

Themen dieses Vorgesprächs sind:

 

·        Motivationslage des Täters (selbst- oder fremdmotiviert?)

·        Rahmenbedingungen (in diesem Zusammenhang erfolgt ein Gespräch gemeinsam mit dem betreuenden Bewährungshelfer)

·        Stellungnahme des Täters zur Tat

 

Die Gruppenarbeit findet im Rahmen unserer Arbeitszeit statt.

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